
Wie aber Interesse wecken für das Abseitige oder Unbekannte? Eine gängige Strategien des klassischen Kulturbetriebs besteht darin, Neues, Vergessenes oder weniger Bekanntes mit Etabliertem zu kombinieren. Im musikalischen Bereich führt diese Taktik mitunter dazu, dass auf ein Stück von Bach oder Beethoven schon mal ein Werk von Lutosławski oder Kurtág folgt. Und während sich im Dezember 2018 die meisten Besucherinnen und Besucher der Albertina um die Gemälde von Claude Monet scharrten, erfreute ich mich mit nur wenigen anderen Gästen an den Bildern des georgischen Malers Niko Pirosmani (1862-1918). Eine Werkschau seines Schaffens war vom 26. Oktober 2018 bis zum 27. Januar 2019 in Wien zu sehen.
Pirosmani wurde als Sohn eines armen Landwirts in der Region Kachetien, im Osten Georgiens geboren und wuchs nach dem frühen Tod seiner Eltern bei einer kleinbürgerlichen Familie in Tiflis auf. Er verdingte er sich als Koch und Bahnarbeiter und führte ein paar Jahre lang ein Geschäft für Milchprodukte. Das Malen brachte er sich selbst bei. Zu Lebzeiten stieß er mit seinen naiven Werken, die zumeist dem Neoprimitivismus zugerechnet werden, in erster Linie auf Unverständnis oder Ablehnung. Völlig verarmt und obdachlos starb er in der Osternacht des Jahres 1918 an Unterernährung und Leberversagen. Heute gilt der „einflussreiche Unbekannte“ als einer der wichtigsten Maler seiner Heimat.
Die in der Albertina ausgestellten Werke von Pirosmani zeigen neben Porträts und Episoden des georgischen Volkslebens (Feste, Ernten, Jagdszenen) vor allem Tiere. Einige davon hat der Autodidakt selbst nie zu Gesicht bekommen, was man den entsprechenden Gemälden mitunter auch anmerkt. Sein Bild einer Giraffe beispielsweise malte er aus einer Zeitung ab. Mein persönlicher Liebling ist ganz klar seine weiße Sau mit Ferkeln. Diese als „furchtbar knuffig“ zu bezeichnen, würde mich wohl nicht gerade als begnadeten Kunst-Kritiker ausweisen … aber ich lass das mal so stehen.