
Einige Leute tun aber auch wirklich alles, um mehr Likes und Shares zu bekommen! Die schrecken nicht einmal davor zurück, Obst oder Gemüse (Sorte fast egal; biologisch und nachhaltig, das wäre ratsam) auf ihre Buchphotos zu pappen, nur um dummdreist auf ihre Webseite aufmerksam zu machen. Steigerung der Crawleeffizienz! Vielleicht wird man ja für einen kecken Foodblogger gehalten? Für einen Foodblogger zudem, der in der Welt zu Hause ist und diese gut und gern bereist. Lässt sich prima durch ein paar Münzen und Geldscheine in fremder Währung beweisen. Beispielsweise mit Moneten aus der Ukraine, das Land liegt ja im Trend. Und trendy sein, wer will das nicht? Jaja, einige Leute tun wirklich alles für den Online-Fame. Echt nicht mein Ding. Wirkt ja total verzweifelt!
Da rede ich doch lieber über den feinen Prosaband Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen (Suhrkamp Verlag, 2009) des westukrainischen Schriftstellers Taras Prochasko, der gern in einem Atemzug mit mit Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk genannt wird, mit denen er befreundet ist. Sein schmales Buch – übersetzt von Maria Weissenböck – , das neben der namensgebenden Erzählung noch eine weitere enthält, kommt zwar auf leisen Sohlen daher, ist aber mit allen ästhetisch-konzeptionellen Wassern gewaschen und besticht vor allem durch seine gewiefte Form. Die Titelgeschichte breitet auf nur wenigen Seiten ein vielschichtiges Familienepos aus, das sich aus unzähligen Charakteren, Orten, Episoden und Anekdoten zusammensetzt. Wie das auf so geringem Raum überhaupt möglich ist? Easy Peasy. Prochasko, der Fuchs, reißt sein Material nur an. Auserzählt wird hier nichts, alles bleibt Skizze. Leerstellentechnik einmal anders. Der Text sei all jenen ans Herz gelegt, die sich zwar für opulente osteuropäische Familiensagas begeistern können, aber weder die Mühe noch die Zeit für einen dicken Wälzer aufbringen möchten. Zum Sonderangebot von nur sechzig Seiten bekommt man hier das volle Programm.
”„Jedenfalls habe ich mich nie als echter Schriftsteller gefühlt und mich nie als Schriftsteller bezeichnet. Vielleicht deshalb, weil die Menschen, mit denen ich die meiste Zeit verbringe und die ich am meisten liebe, diese Besonderheit an mir nicht brauchen.“
Taras ProchaskoDaraus lassen sich ein paar Erzählungen machen
Und warum nicht die zweite Erzählung einfach Wie ich aufhörte Schriftsteller zu sein nennen, wenn in dieser beiläufig die Schreibmotivation des Autor-Erzählers verhandelt wird, der gar nicht aus Aufhören denken mag? Ironie, ick hör dir trapsen. Aber bitte nicht abschrecken lassen: Die hier versammelten Episoden aus dem Alltag eines Schriftstellers sind ganz zugänglich und allesamt hinreißend. Und nun: Crawler, an die Arbeit!