Fjodor Dostojewskij: Weiße Nächte

Von 10.02. 2019 September 3rd, 2020 Bücher

„,Man streicht mich mit gelber Farbe an!ʻ Bösewichte! Barbaren! Sie verschonten nichts: die Säulen nicht, noch die Karniese, und so wurde denn mein Freund gelb, gelb wie ein Kanarienvogel. Mir trat fast die Galle über.“

Einsames Nervenbündel Mitte 20 streift durch die Straßen St. Petersburgs und hat so wenig Bekannte, dass er in seinem unglückseligen Zustand die Gebäude der Stadt zu seinen engen (und einzigen) Freunden erklärt.

„... daß mein Mädchen gescheit war: das kann […] trotz aller Schönheit niemals schaden.“

Der Ich-Erzähler rettet die 17-jährige Nastjenka des Nachts vor einem Unhold, freundet sich lose mit ihr an und erfreut sich an ihren vielfältigen Qualitäten.

„Zur Freundschaft bin ich bereit, da haben Sie meine Hand darauf … Verlieben aber ist ausgeschlossen, ich bitte Sie darum!“

Die junge Frau gibt wahrlich ihr Bestes, doch ihr verhuschter Verehrer ist schon längst in den Zustand der Liebesblödigkeit eingetreten.

„Und somit bitte ich denn, mich fernerhin nicht wieder unterbrechen zu wollen, Nastjenka, sondern mir ergeben und gehorsam zuzuhören.“

Der sensibel-verträumte Grünschnabel hat wenig Erfahrung mit Frauen, weiß aber ziemlich genau, wie man mit diesen reden sollte (sic!).

„Ich verstummte pathetisch, nachdem ich diese pathetische Phrase gesagt hatte.“

Gelungene Zusammenfassung der nun folgenden Gespräche, die sich über den Zeitraum von vier Nächten erstrecken.

„[A]uch zu Hause war ich ganz aus dem Häuschen.“ / „Wir sprachen lange, und zum Schluss geriet ich ganz aus dem Häuschen.“

Wie man gut erkennen kann, haben die beiden Liebenden ziemlich viel gemeinsam. Dennoch ist die zarte Nastjenka einem anderen Mann versprochen. Ein hübsches Dilemma, dessen Auflösung hier nicht verraten wird.

"Eine total sinnlose Liebesgeschichte und der schwächste Dostojewskij, den ich kenne.“

Adäquate Beurteilung der wunderbaren Booktuberin Sophie VersTand, der sich der Kommentierende gerne anschließt. Die Novelle „Weiße Nächte“ aus dem Jahr 1983 mag zu den beliebtesten Werken Fjodor Dostojewskijs gehören, doch ohne eine dicke Ironie-Brille lässt sich dieser Kitsch kaum ertragen.

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